Schuld, Unschuld und Vergebung
Als Autorin zahlreicher Bücher über die Seele des Menschen hat Varda Hasselmann seit vielen Jahren eine begeisterte Fangemeinde. In ihrem neuen Roman „Die Seelenwaage“ widmet sich die Literaturwissenschaftlerin nun einem völlig neuen Thema: Schuld und Vergebung während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Gespräch mit Thomas Schmelzer verrät Varda Hasselmann, was sie an diesem Stoff fasziniert hat, warum die Verbrechen des Dritten Reichs bis heute nachwirken und wie uns Schuldgefühle und Selbsthass lähmen können.
Protagonistin ist die 17-jährge Bauerntochter „Burgl“, die von Dr. Mengele als „braune Schwester“ nach Auschwitz geholt wird, um die Säuglinge auf seiner Zwillingsstation zu pflegen. Sie kennt nichts anderes als die Nazi-Doktrin und stellt keine Fragen. Nur vier Monate bleibt sie im Lager, bis es aufgelöst wird. Böses hat sie nie getan – und doch war sie „dabei“. Gepeinigt von Schuld, Scham und Furcht wird sie zu einer verhärteten, vereinsamten Frau. Schließlich bricht sie zu einer Wallfahrt auf, von der sie sich den Ablass ihrer Sünden erhofft ...